Hunde Training

 

Erziehung ohne Missverständnisse        

 

Die Erziehung eines so großen und kräftigen Tieres wie etwa eines Altdeutschen Schäferhundes ist wichtig. Ohne Erziehung können sie Ihren Hund nur Anbinden oder Einsperren, um niemandem mit ihm zu gefährden. Beides ist Tierquälerei und würde beim Hund auf psychische Störungen führen. Ein Hund, den unsere Öffentlichkeit akzeptieren soll, muss lernen, Fremde nicht grundsätzlich als Freunde, Feinde oder Beute einzustufen. Unbekanntes, Lautes und komisch Riechendes darf ihn nicht in Panik versetzen. Er darf nicht auf anderer Leute Hunde und Katzen losgehen, selbst dann nicht, wenn diese ihn provozieren. Er darf nicht an der Leine ziehen und zerren oder unendwegt Bellen. Er darf nichts schmutzig machen, Sandkästen von Kindern nicht betreten usw.

 

 

Wenn Sie Ihr Tier lieben, möchten Sie ihm sicher soviel Freiheit wie möglich gönnen. Dafür erziehen Sie es. Sie möchten auch lieber einen klugen als einen dummen Hund haben. Nehmen Sie sich die Zeit und Ihren Hund und bringen Sie ihm etwas bei! Lernunfähig geboren ist von den Hunden bestimmt keiner! Dumm gelassen werden dagegen viele.

 

Es gibt in der Hundeerziehung einige Grundregeln, die Sie kennen müssen:

 

 

* : Nehmen Sie sich genug Zeit. Füttern und Gassigehen ist nicht genug. Haben Sie für das Tier nicht vor und nach Ihrer Arbeit mindestens eine Stunde Zeit nur für den Hund, sollten Sie keinen Hund halten!

 

* : Sie müssen Ihren Hund lieben, Vertrauen zu ihm aufbauen und seine Bedürfnisse ernst nehmen. Auch ein Gebrauchshund ist ein empfindliches lebendiges Wesen und kein Gebrauchsgegenstand.

 

* : Sie brauchen eine gute Selbstbeherrschung. Lob oder Strafe (besser: positive oder negative Einwirkung) dürfen nur dann erfolgen, wenn sie vom Hund verstanden werden, niemals aus Ihrer Laune heraus. Leckerlis ohne Leistung sind genauso falsch wie Prügel im Zorn! Verprügelt gehört ein Hund sowieso nie, was nicht bedeutet, dass die Erziehung bei einem willensstarken Hund immer ganz ohne negative Einwirkung funktioniert.

 

* : Diese wird gezielt in Form von Schreck- oder, ganz selten, Schmerz-Einwirkung eingesetzt und orientiert sich immer an der Wirkungsschwelle, so dass der Hund so gerade eben lässt, was er lassen soll oder tut, was er tun soll und nachdem er sich an ein wiederholtes, scharfes Kommando (z. B. „Aus!“, „Platz!“ oder „Fuß!“) nicht gehalten hat. Voraussetzung hierfür ist, dass er die Befehle in anderen Situationen sicher beherrscht und dass er, was selbstverständlich sein sollte, Ihnen so weit untergeordnet ist, dass er sich von Ihnen bestrafen lässt. Ich halte überhaupt nichts davon, aus Angst vor dem eigenen Tier nur mit dem Klaps einer zusammengerollten Zeitung zu strafen. Sie ist nie greifbar, wenn es notwendig wäre. Bis Sie sie geholt haben, kann der Hund die Strafe nicht mehr verstehen, weil die Situation eine andere ist! Sollte er es wagen in einer solchen oder einer anderen Situation auf Sie loszugehen, z. B. nach Ihrer Hand zu schnappen, müssen Sie leider tatsächlich grob werden. Sie müssen ihm unmissverständlich zeigen, wer der Stärkere ist. Gewaltfrei ist das leider nicht möglich. In diesem Fall nützen keine Worte. Ordnen Sie ihn unter! * : Sie müssen sich in gleichartigen Situationen immer gleich verhalten, damit Ihr Hund Sie nicht als unberechenbar einstuft. Erst dann können Sie einen berechenbaren Hund erwarten!

 

* : Sie dürfen nicht aufgeben, wenn Ihr Hund etwas nicht sofort begreift. Das Lernen erfolgt in ganz kleinen Schritten. „Positive Verstärkung“ nennt man das Loben und Fördern erwünschter Handlungen, auch, wenn diese erst im Ansatz erkennbar sind. Sie müssen sich auch über winzige Teilerfolge mit dem Hund freuen können und dürfen die Spielregeln erst dann erweitern, wenn der Hund seine vorige Lektion zuverlässig wiederholbar beherrscht.

 

* : Sie müssen fleißig üben, bis ein Befehl zuverlässig funktioniert. Bis der Hund seine Übung wirklich verstanden hat, also in vielen Wiederholungen zu Ihrer gemeinsamen Freude das Richtige getan hat, üben Sie ohne Ablenkung, d. h. ohne dass ihm andere Menschen oder Hunde in die Quere kommen.

 

* : Ernste Befehle werden mit tief gestellter Stimme gegeben. Mit tief gestellter Stimme werden bei uns grundsätzlich die wichtigsten Kommandos „Fuß“, „Ruh!“ und „Platz“ ausgesprochen. „Sitz“ sage ich dagegen mit hoher Stimme. Es kommt meist nicht so genau darauf an – er soll nur einen Moment warten – und die Unterscheidung von „Platz“ ist dadurch klarer. Alle anderen Kommandos werden mit normaler Stimme gegeben. Im Prinzip respektiert der Hund wie der Wolf und der Mensch tiefe Stimmlagen mehr als hohe.

 

 

Das Lernen erfolgt beim Hund in zwei Richtungen:

 

 

1) Unterlassungserziehung: Angeborenes, was uns Menschen nicht passt, wird verboten.

 

2) Fertigkeiten erlernen: Triebe, die uns nützen, werden auf bestimmte Bahnen gelenkt.

 

 

Unter 1) verstehe ich das von Unarten wie den Mond anbellen, Türen zerkratzen, Ihre Sachen zerkauen, Jogger jagen usw.

 

Unter 2) verstehe ich das kontrollierte

 

* des Jagdtriebes zum Suchen und Apportieren von Gegenständen, zum Helfen bei der Jagd oder für den Schutzdienst,

 

* des Meutetriebes zum Zusammenhalten des Viehs, seiner Familie,

 

* des Revierverteidigens zum Schutz von Haus und Hof,

 

* des Bewegungsbedürfnisses zum Ziehen von Schlitten usw.

 

 

Während 1) relativ einfach ist – wir müssen nur schlagfertig genug sein, den Tieren die Unarten inflagranti zu vermiesen – ist 2) eine Kunst, die viel Konsequenz, Geduld und eine gute Beobachtungsgabe erfordert.

 

 

Man muss deutlich genug belohnen, aber auch deutlich genug strafen können ohne den Hund zu verängstigen. Auf den richtigen Moment kommt es an. Unarten dürfen nicht einreißen. Viele Hunde empfinden die beim Zerren an der Leine ständig auf ihr Hinterteil gedonnerte Leine ihres hysterischen Frauchens schlicht als „Scheiß Spiel“ oder als Schicksal, ohne zu begreifen, was eigentlich gemeint ist. Solch ein armer Hund hat doch immer ziehen müssen, um Frauchen überhaupt in die „richtige“ Richtung zu lenken und in Bewegung zu halten! Einen Moment des Nicht-Ziehens, der gelobt und belohnt wurde, hat der Hund gar nicht erst kennengelernt.

 

 

Hunde brauchen klare Rangordnungsverhältnisse und eine gewisse geistige und körperliche Beanspruchung, ohne die sie verkümmern und krank werden. Hunde, die nicht klar wissen, wer ihr Chef ist, verwildern oder stellen sich selbst an die Spitze in der Familien-Rangordnung. Dann wählt der Hund den Weg selbst, bis er überfahren ist. Das Befolgen der, gemessen an unserem Sprachumfang wenigen Worte, die der Hund versteht, bringt ihm Anerkennung bei seinem „Chef“ ein, was den Hund glücklich macht. Ich gehöre auch zu den Menschen, die den militärischen Kommandoton hassen, wie er auf einigen Hunde-Übungsplätzen leider immer noch üblich ist. Deshalb gebe ich meine „Kommandos“ auch lieber leise, normal gesprochen. Man muss die Betonung jedoch so wählen, dass der Hund den Befehl auch lauter gesprochen wiedererkennt, wenn der Befehl ihm über eine weitere Distanz gegeben wird.

 

 

Bei meinen Hunden war die Unterlassungserziehung mit so manchem „Aus!“ und spontanen Flug eines Pantoffels verbunden. Der Hund braucht nicht jedesmal getroffen zu werden, meist genügt der Schreck, und schon bald gilt „Aus!“ auch ohne Pantoffel. Zunächst noch mit der werfenden Handbewegung, später auch ohne sie. Hat der Hund zu einer bestimmten Handlung mehrmals sein „Aus!“ bekommen, wird er sie nicht mehr lieben. Wir sind am Ziel. Um schneller zum Ziel zu kommen, habe ich mit Testsituationen gearbeitet. Ich habe zum Beispiel absichtlich Käse auf dem Tisch stehen lassen. Den stehlenden Hund konnte ich dann auf frischer Tat ertappen.

 

 

Die Erziehung zu bestimmten Leistungen auf Befehl erfolgt in drei zeitlich aufeinander folgenden Stufen:

 

 

1) Erklären des Befehls durch und belohnen, was der Hund gerade tut. „Sitz!“, wenn er sich setzt, „Komm!“, wenn er gerade kommt usw. Das genügt einige Tage lang. Führen Sie bereits jetzt das charakteristische Handzeichen ein, das Sie mit dem Befehl geben möchten. So kann der Hund sein Kommando nicht nur hören, sondern auch sehen. Der doppelte Reiz prägt sich umso besser ein. Außerdem funktioniert das Kommando später auch dann, wenn der Hund nichts hören kann (Beispiele im Kapitel zu „Platz!“).

 

2) , wenn er auf Befehl das richtige tut. Setzt er sich auf „Sitz!“ hin oder kommt er, wenn er gerufen wird, bekommt er ausgiebig Lob und eine Belohnung, Spielen oder Leckerli. Hilfestellung durch ein sanftes Niederdrücken, Heranziehen oder dergleichen ist hierbei erlaubt. Noch besser ist es jedoch, den Hund völlig zwanglos zu „überreden“, das gewünschte zu tun, z.B. sich zu setzen, indem ein Leckerli über seinen Kopf nach hinten geführt wird. Um das leckerli im Blick zu halten, wird der Hund sich setzen, um Genickstarre zu vermeiden. So etwas wird vor jedem Füttern geübt. Verwechselt der Hund zwei Befehle wiederholt, sind Sie wahrscheinlich selber Schuld. Sprechen Sie die Befehle betonter aus, machen Sie die Unterschiede deutlicher. Offenbar kann er die Begriffe nicht auseinanderhalten. Ich verwende deshalb „Pack!“ statt „Fass!“ bei meinen Hunden, wenn sie etwas greifen oder aufheben und festhalten sollen. Gladess neigte dazu „Fass!“ mit „Fuß!“ zu verwechseln.

 

3) , dass er tut, was wir sagen. Voraussetzung ist, dass er für eine Belohnung, wenn er sie haben will, den Befehl sicher befolgt. Will er auf „Sitz!“ woanders hinlaufen, wird er festgehalten und jetzt energischer in die Sitz-Position gedrückt. Buddelt er auf „Komm!“ weiter in der Erde herum, wird er zur Erinnerung, dass ich was gesagt habe, mit einem Lehmklumpen abgetroffen. (Ich brauche auch hier nur gelegentlich zu treffen.) Der Hund soll wissen, dass wir ernst meinen, was wir ihm sagen. Wir vereiteln alle anderen Tätigkeiten, wenn wir ihm etwas bestimmtes aufgegeben haben. Zu jedem einzelnen Befehl wird der Hund in seinem Gedächtnis bald keine andere Handlungsmöglichkeit mehr finden, als die gewünschte. Respekt ist der beste Garant dafür, dass der Hund freiwillig bei uns bleibt, uns in kurzen Abständen aufmerksam beobachtend, ob wir ihm etwas sagen wollen.

 

 

Die Länge der Übungseinheiten sollte so gewählt sein, dass der Hund eine Wiederholungsübung in einem Moment beendet bekommt, in dem er noch mit Spaß an der Übung dabei ist. Das hinterlässt bei ihm ein gutes Gefühl. Umso lieber wird er die nächste Übungsphase dieser Art beginnen. Neue Übungen oder Änderungen der Spielregeln sollte er bis Abschluss der Übungseinheit wenigstens ansatzweise begriffen haben, so dass Sie ihn mit Lob und Belohnung entlassen können. Macht der Hund einen erschöpften Eindruck, ist es höchste Zeit, zum Ende zu kommen. Der Blick auf den Hund sollte bei Übungsphasen immer Vorrang haben vor dem Blick auf die Uhr. Deshalb ist es hier auch nicht sinnvoll, in Minuten anzugeben, wie lange die Einheit dauern sollte. Neue Befehle oder Änderungen der Spielregeln sollten an den folgenden Tagen wiederholt geübt werden, da Sie sonst Gefahr laufen, Sie doppelt erklären zu müssen. Hat der Hund dagegen eine Übung oft richtig gemacht, schadet auch eine längere Pause nicht. So fand ich während Arons Erziehung manchmal wochenlang keine Zeit, ihn suchen zu lassen. Bei Fortsetzen der Suchübungen war ihm seine Aufgabe jedoch sofort wieder klar. Da aus zeitlichen Gründen, aber auch um den Hund nicht zu überfordern, unmöglich alle Übungen gleichzeitig erklärt und geübt werden können, sollte man sich für jeden Tag ein Lieblingsthema vornehmen und erst dann ein neues Thema angehen, wenn der Hund sicher mitspielt. Langweilen Sie den Hund aber nicht, indem Sie stundenlang dasselbe mit ihm üben. Hat er einige Male gut mitgespielt, darf auch mal wieder etwas dran sein, was der Hund schon länger kennt und ihm auf jeden Fall Spaß macht. Oder Sie gehen zwischendurch erst einmal einige km weiter.

 

 

 

Gekläff verbieten        

 

Wo sich mehrere Hunde treffen, wird meist erst einmal gebellt. Reines Gebell zeigt Aufregung und Spieleifer oder Angst und ist im Gegensatz zum Gebell mit Knurren und Zähnezeigen nicht böse gemeint. Je nach Uhrzeit und Nachbarschaft sollten die beteiligten Hundebesitzer diese Geräuschentwicklung trotzdem unterbinden. Die beste Voraussetzung dafür ist gegeben, wenn „Ruh!“ bereits verstanden wird. Sonst sollten Sie es hier und jetzt einführen und, um es durchzusetzen, dem Hund dabei die Schnauze zuhalten.

 

Das Bellen von Hunden ist ihr Versuch, wie wir zu reden. Domestizierte Füchse und Wölfe beginnen in der dritten Generation zu bellen. Leider ist das Gebell unserer Lieblinge oft Grund, die Wohnung zu wechseln oder gar den Hund abzugeben, weil die Nachbarn Anstoß daran nehmen. Erlauben Sie das Bellen niemals in der Wohnung! Spielen Sie Spiele, bei denen Ihr Hund bellt, deshalb nur draußen und an Orten oder zu Uhrzeiten, zu denen sich niemand gestört fühlt. Beginnt Ihr Hund trotzdem in der Wohnung zu kläffen, weil z. B. ein fremder Hund unter dem Fenster vorbeigeführt wird, befehlen Sie mit tiefer Stimme „Ruh!“ und halten ihm die Schnauze gerade so fest zu, dass er nicht mehr bellen kann. So loben Sie ihn. Dann lösen Sie den Griff allmählich und loben den Hund weiter oder drücken nochmals zu („Ruh!“), wenn er wieder zu bellen beginnt. Er darf sich Ihnen gegenüber nicht so stark wehren, dass Sie zu dem Schluss kommen, Sie könnten ihm das Bellen so nicht verbieten. Zeigen Sie niemals Angst vor Ihrem eigenen Hund! Sollten Sie tatsächlich nicht in der Lage sein, so für Ruhe zu sorgen, weil sich Ihr Hund erfolgreich gegen Ihre Hand gewehrt hat, sperren Sie ihn nach einem deutlichen „Nein!“, evtl. begleitet von einem deutlichen Klaps in einem anderen Zimmer für einen Moment ein. Das lenkt ihn vom vorbei geführten Hund ab. Sie müssen ab jetzt aber ganz fleißig Unterordnungs-Übungen wie „Fuß!“, „Platz!“ und „Komm!“ trainieren, denn das vom Hund nicht akzeptierte Schnauze-Zuhalten ist das erste Anzeichen seiner Macht-Übernahme. Er hat Erfolgt damit gehabt, sich mit seiner Kraft gegen Sie zu behaupten. So etwas darf es nicht geben! Bleiben Sie der Stärkere! Nur Unfälle folgen aus Beziehungen, in denen der Hund seinen Willen durchsetzt, denn ein Hund denkt nicht vernünftig!

 

Sie brauchen keine Angst zu haben, dass Sie durch das Einschränken des Bellens einen guten Wachhund verlieren. In dem Moment, in dem jemand in Ihre Wohnung einbricht, werden auch für den Hund die Reviergrenzen überschritten. Wenn er ein instinktnormaler Hund ist, wird er sein Revier verteidigen wollen. Dafür vergisst er seine Erziehung notfalls.

 

Beherrscht der Hund das Nicht-Bellen in der Wohnung, kann draußen, möglichst weit weg von zu Hause, zu unkritischen Uhrzeiten das Bellen auf Kommando begonnen werden.

 

Anbellen

 

Streng zu unterbinden ist das Anbellen von Personen und das Verfolgen von laufenden Personen und Fahrrädern oder etwa Autos. Aus dem niedlichen Jagdspiel des Welpen kann sich schnell das Beißen entwickeln, wenn der „frech“ kläffende Hund von einem entnervten Passanten einen Tritt oder Schlag mit dem Spazierstock bekommt. Nötigen Sie niemanden, indem Sie in solchen Situationen „er will ja nur spielen!“ oder „bleiben Sie stehen, damit er Ihnen nichts tut!“ schreien. Sie machen uns Hundebesitzern nur noch mehr Feinde. Warum sollte jemand, der Hunde nicht mag, sich von unserem Hobby belästigen lassen?              Manche Leute schlagen auch aus Angst nach dem Tier. Diese schlechte Erfahrung motiviert den Hund dann, Fremde tatsächlich bösartig zu begrüßen. Aus dem Bellen kann sich eine ernstgemeinte Jagdszene entwickeln, wenn die angebellte Person Angst bekommt und losrennt. Sie wird natürlich vom Hund eingefangen – mit Sicherheit nicht ohne böse Folgen. Autos nachzulaufen ist für den Hund immer lebensgefährlich.

 

Häufig wollen Kinder zunächst mit dem Hund spielen, wurden dann aber ängstlich und provozierten so sein Bellen. Ich musste eingreifen. Eine erste Mahnung „Ruh!“ hat ihn wenig beeindruckt. Ich bewegte mich zwischen ihn und die Kinder und verjagte ihn. Wird nur geschimpft, kann diese Situation auf folgendes Missverständnis führen: Der Hund meint, „sein“ schimpfender Mensch schimpft nicht ihn aus, sondern – wie er – die fremden Menschen an. Er erfährt ein gemeinsames Bellen. Das liebt er. Auch das Wegjagen kann als nettes Spiel missverstanden werden. Deshalb ging ich in solchen Situationen bald dazu über, den Befehl „Platz!“ einzusetzen. Es ist oft ein Problem, in einer neuen Situation als Hundebesitzer spontan logisch richtig zu handeln! Ist man auf eine Situation vorbereitet oder hat man sie vielleicht sogar provoziert (Testsituation), ist es viel einfacher, geplant und vernünftig zu reagieren. Nach „Platz!“ ist bei uns immer sofort Ruhe. Dieses Kommando unterbricht einfach alles. Außerdem wirkt der Platz haltende Hund kleiner und durch die Bewegungslosigkeit ungefährlich – das entschärft die Situation ungemein.

 

Ängstliche Menschen stoßen das Hormon Adrenalin in besonders hoher Konzentration aus und riechen damit für den Hund nach jagdbarem Wild oder einem angreifenden Feind, was Angriffsverhalten auslöst. Ich hatte genau eine Studienkollegin, die mir sagte, dass sie Angst vor Hunden habe. Obwohl mein Hund sonst freundlich, ja aufdringlich freundlich alle meine Studienkollegen empfing, musste ich sie immer dann in die Küche sperren, wenn meine ängstliche Freundin zu Besuch kam. Mein Hund war wie ausgewechselt: Statt die Frau zu begrüßen, bellte und knurrte sie böse und nahm eine aggressive Haltung ein.

 

Aischa hat vorübergehend die Unart gehabt, manche Fremde (selten Frauen) auch ohne ersichtlichen Grund anzubellen. Das Anbellen von Kindern war leicht in den Griff zu bekommen (s. Kap. Kinder). Das Anbellen von Erwachsenen konnte ich bei Aischa nur durch strenges „Platz!“ und an die Leine Nehmen, später durch „Hier!“ und „Fuß!“ in den Griff bekommen, worauf er sein Gebell spontan beendete und eine Weile brav bei Fuß gehen musste. Bald kam sie dann von selbst zu mir und begann ruhig bei Fuß zu bleiben, bis wir an dem fremden Menschen vorüber waren. Ich brauchte nichts mehr zu sagen und mittlerweile kommt sie auch nicht mehr jedesmal bei Fuß.

 

 

 

 

„Komm!“ oder „Hier!“ üben        

 

„Komm!“ oder „Hier!“ trainiert man am besten vom ersten Tag an. „Komm…!“ in Verbindung mit dem Namen des Hundes rufe ich anfangs aus der Hocke mit ausgebreiteten Armen. Mit „Komm…!“ muss sich jedesmal etwas möglichst angenehmes für den Welpen verbinden. Wenn er von selbst kommt, weil er mit mir spielen will, und vor jedem Füttern rufe ich ihn in der gleichen Weise.

 

Der älter werdende Junghund hat manchmal vielleicht aber wichtigeres zu tun, als sich in einem spannenden Moment zu Ihnen zu bewegen, um Streicheleinheiten und Futter zu kassieren. Warten Sie nie auf Ihren Hund! Wiederholen Sie das Kommando und laufen Sie ihm weg! Vermutlich wird er jetzt aufspringen und entsprechend seines Meutetriebes zu Ihnen laufen. „Hiiier!“ erwies sich bei uns im Vergleich zu „Komm!“ als brauchbarer, sowie die Distanz größer wurde. Ich denke, es ist weiter hörbar. So habe ich mir angewöhnt, draußen „Hier!“ einzusetzen. „Hier!“ gilt dann auch für alle unsere Hunde gleichzeitig, während ich mit „Komm…!“ meist einen einzelnen anspreche. Kommt der Hund trotzdem nicht, wird er abgetroffen. Ist nichts anderes in Ihrer Nähe, nehmen Sie das Schlüsselbund (aber verlieren Sie es nicht im hohen Gras!) Üben Sie das Kommando „Komm…!“ oder „Hier!“ in Testsituationen, in denen der Hund gerade in Ihrer Wurfweite herumschnuppert, buddelt oder weiterläuft. Machen Sie nicht den Fehler, „Komm…!“ oder „Hier!“ erst dann hinter ihm herzubrüllen, wenn er bereits bis zum Horizont gejagt ist. Möglicherweise hört er Sie neben einem vorbeifahrenden Güterzug dann ohnehin nicht. Hört er das Kommando, braucht aber nichts zu befürchten, wird ihm seine heiße Spur sicher wichtiger sein, als Ihretwegen umzukehren. Machen Sie dann noch den Fehler, den Hund, der sich einige Zeit später abreagiert hat und aus eigenem Antrieb freudig zu Ihnen zurückkehrt, für sein Weglaufen zu bestrafen, haben Sie ihn schon halb verdorben. Er wird die Strafe mit seinem Herankommen verbinden und sich das nächste Mal überlegen, ob er überhaupt wieder zu Ihnen kommt.

 

 

„Platz!“ – Die Notbremse am Hund        

 

Die Stopp-Wirkung durch „Platz!“ gerade auf den herumtobenden oder jagenden Hund ist in unserer straßenreichen Gesellschaft lebenswichtig. Mit „Platz!“ vor Eingängen von Läden, Arztpraxen usw. lege ich meine Hunde auch mal längerfristig ab. (Ein zusätzliches Kommando wie „Bleib!“ habe ich nie benötigt, weil meine Hunde „Platz!“ nur in Verbindung mit dem Aufhebe-Befehl „Lauf“ kennengelernt haben.) Üben Sie dieses Kommando gewissenhaft!

 

Beim kleinen Welpen genügt zunächst das Benennen, Loben und Belohnen des sich Legens mit „Platz! Ja, fein!“ + Leckerli und Spiel. Sie fangen also bei einem Welpen an, dem Sie „Platz!“ zunächst nur sagen, wenn er sich ohnehin gerade legt. Ich habe meinen Hunden so von der ersten Stunde an jede Aktion erklärt, die ich beobachtet habe und zu der es später ein gleichlautendes Kommando gab. Bereits in der zweiten Woche des Trainings lernten meine kleinen Welpen dann mit geringfügiger, sanfte Nachhilfe durch meine Hände, dass es sich lohnt, sich auf mein „Platz!“ hin zu legen.

 

Hat sich der Welpe eingelebt, sagen Sie ihm am besten mehrmals täglich „Platz!“, drücken ihn bei Bedarf, d.h., wenn er vergessen hat, was Sie meinen, vorsichtig zu Boden und ziehen die Vorderpfoten nach vorne, so dass er die Position einnimmt, die Sie meinen. So loben und belohnen Sie ihn, während Sie ihn sanft unten halten. Sagen Sie dann „Auf, auf!“. Entlassen Sie ihn damit zu einer Spielrunde. Schnell lernt er, dass diese Aktion mit Lob, Spiel und Futter verbunden ist. Üben Sie mit dem hungrigen Welpen. Er wird sich mit Begeisterung hinlegen und wirkt richtig stolz auf seinen Erfolg.

 

 

Üben Sie nach und nach strenger. Der Hund kennt das Kommando ja bereits, weiß also was Sie wollen. Üben Sie jetzt, wenn der Hund in Ihrer Nähe ist und sich nicht drücken kann. Üben Sie z. B. in der Küche und mit dem angeleinten Welpen auf Spaziergängen. Legt er sich nicht unverzüglich hin, wenn Ihr leise gesprochenes „Platz!“ ertönt, bekommt er einen Schubs oder einen Klapps zur Erinnerung. Seien Sie nicht zu vorsichtig. Setzen Sie sich durch! Legen Sie ihn hin! Diese Übung kann, wie gesagt, lebenswichtig sein. Denken Sie an die Situation, den jagenden Hund stoppen zu müssen, der auf eine Straße zurennt. Legt er sich hin, sagen Sie kurz „Ja!“, „Fein!“ oder „Brav!“ oder ein anderes Lob (aber immer dasselbe, gleich betont ausgesprochen. Manche Menschen verwenden lieber einen Knackfrosch-Klick für diese sofortige Bestätigung (Clickertraining). Dann sagen Sie nochmal leise, aber mit tiefer Stimme „Platz!“ und lassen ihn für einen Moment, später für einige Minuten, dann auch länger, liegen. Am besten beobachten Sie ihn solange streng und ruhig ohne etwas zu sagen.

 

Eine charakteristische Handhaltung sollte sich zusätzlich einprägen. Ich halte eine Hand flach ca. 30 cm über dem Boden. Diese Haltung mag den Hund an das Niedergedrücktwerden erinnern und stellt zudem eine Haltung dar, die wir normalerweise nicht einnehmen, die also unverwechselbar ist.

 

Beim Loben darf er noch nicht aufstehen, halten Sie ihn unten bis Sie „Auf, auf!“ gesagt haben und spielen Sie dann mit ihm. Üben Sie zunächst zu Hause, dann draußen mit Leine, später ohne, während der Spielphasen und wenn er zur Jagd ansetzt. Seien Sie aufmerksam! Die Zeichen der Erregung zu Jagdbeginn lassen sich nur kurz an der Haltung des Hundes ablesen. Jagt er erst einmal los, kommt Ihr Kommando wahrscheinlich schon zu spät. Das Gefühl zu jagen, kann den Hund sehr stark belohnen. Hat er diese tolle Erfahrung erst einmal gemacht, wird es das nächste Mal noch schwieriger, ihn davon abzuhalten.

 

Gehen Sie während der Übungen ruhig öfter mal weg vom Platz-haltenden Hund. Er wird Ihnen folgen wollen. Er muss auch dann liegen bleiben, wenn Sie außer Sicht sind. Vergessen Sie dabei nicht, dass Sie ihn beobachten können müssen. Bleiben Sie streng. Niemals darf auf „Platz!“ eine andere Handlung des Hundes durchgehen, als sich hinzulegen und liegenzubleiben. Konsequenz ist hier äußerst wichtig!

 

Ich war bei meinen Welpen bereits in der Lage, diese „Notbremse“ zu ziehen, als sie drei Monate alt waren. So kann es Ihnen auch nicht passieren, dass sich Ihr Hund irgendwo nicht anleinen lässt. Selbst das Kommando „Komm!“ bzw. „Hier!“ kann so besser geübt werden: Läuft Ihr Hund, statt zu Ihnen zu kommen, in die falsche Richtung, nageln Sie Ihn mit „Platz!“ erst einmal fest. Holen Sie ihn ab und gehen Sie mit ihm zu dem Ort zurück, zu dem er kommen sollte. Dieses Ritual kostet einen Moment seiner Freizeit und der Hund wird es bald abkürzen, indem er gleich kommt, um schnell wieder frei zu sein. Ebenso hilft das Kommando den auf und davon galoppierenden Junghund bei sich zu halten. Gerät er an die Grenze Ihres Einwirkungsbereichs rufen Sie „Platz!“. Er war zu schnell und muss auf Sie warten. Bald wird er wissen, wo seine Vorlauf- und Zurückbleib-Grenze ist und die lästige Pause vermeiden.

 

Den Wert, der mit dem Befehl „Platz!“ verbundenen Handbewegung habe ich in verschiedenen Situationen kennengelernt:

 

Als ich einmal bei orkanartigem Sturm an der winterlichen Nordseeküste neben der tosenden Brandung mit meiner damals noch jungen Aischa spazieren ging, war die akustische Verständigung schlicht unmöglich. Die Handzeichenverständigung war unser Kommunikationsmedium. Sie fuktionierte so zuverlässig wie sonst das gesprochene Kommando. Ich war begeistert. Dies setzte jedoch einen aufmerksamen Hund voraus, der so stark auf mich geprägt war, dass er sich selbständig oft nach mir umschaute. Da mein Hund gewöhnt ist, selbst darauf zu achten, den Anschluss an mich nicht zu versäumen und da wir unterwegs oft Spielen, gab es kein Problem.

 

 

 

Platz !“ mit Welpen üben

 

Mit den fröhlich und aufmerksam nach vorne gerichteten Öhrchen zeigt die drei Monate alte Aischa, dass man vor dem Kommando „Platz!“ überhaupt keine Angst zu haben braucht. Heranwchsende Junghunde, denen man ihre Grenzen gelegentlich zeigen muss, dürfen beim Befehl „Platz!“ durchaus ein wenig erschrecken. Ihr Schreck ist aber schon nach dem Plums auf den Boden vorbei, denn sie wissen ja, dass sie sich korrekt verhalten haben. Die spontan angelegten Öhrchen werden wieder aufgerichtet.

 

 

 

Halbstarke können widerspenstig werden

 

„Platz!“-Übung bei Freunden im Garten. Was bei der alten Aischa selbstverständlich perfekt klappte, ließ bei der übermütigen Junghund Feli zu Wünschen übrig. Obwohl sie sich unterwegs schon lange mit „Platz!“ stoppen ließ, meinte sie in diesem Garten – so wie immer – alles zu dürfen. Mit dem Wegrollen und sich Wälzen, das sie oft auch vor befreundeten Hunden an den Tag legt, sagte er: „Ich hab‘ keine Angst!“

 

Das Pfotegeben mit angelegten Ohren stellte eine Art Betteln dar. Er forderte mich mit diesem „bitte, bitte“ zu anderen Spielen auf. Die angelegten Ohren bedeuteten so etwas wie „ich bin doch lieb!“.

Jetzt heist es einfach konsequent zu sein.

 

 

Wild darf nicht verfolgt werden

 

Was für das Stoppen des Hundes gilt, der Katzen jagen will, gilt beim Verfolgen-Wollen von Wild, Reitern, Vieh, Autos oder Menschen genauso. „Platz!“ muss unbedingt funktionieren, damit Sie Herr der Lage bleiben und sich nichts zu Schulden kommen lassen. Besondere Vorsicht ist bei Radfahrern und Joggern, aber auch in der Nähe rennender Kinder geboten, da sich solche Menschen ja bereits wie flüchtendes Wild verhalten und so automatisch die Jagdinstinkte des Hundes wecken.

 

Reduzieren Sie das Lob beim Abholen des Hundes aus der Platz-Haltung nach dem Start zu einer unerwünschten Jagd auf ein Minimum. Er hat immerhin gehört. Hat er nicht gleich gehört, kann unter Wiederholen von „Platz!“ die Strafe erfolgen, die er von seinen „Platz!“-Übungen her kennt. Er darf nicht auf die Idee kommen, dass Sie gerade im Ernstfall weniger streng mit ihm sind. Haben Sie in solchen Situationen einige Male konsequent „Platz!“ verlangt, wird der Hund an seinen Jagdversuchen keinen Spaß mehr haben und sie fortan von selbst lassen. Hat er Ihr „Platz!“ schlicht ignoriert, sind Sie selber Schuld. Entweder haben Sie es zu spät gerufen und der Hund hat es tatsächlich nicht gehört, oder aber Sie haben es nicht genügend trainiert. Bleiben Sie stehen, rufen Sie ihn und warten Sie. Kommt er endlich, loben Sie ihn. Auch wenn Sie jetzt sehr wütend sind. Sie haben gerufen – er ist gekommen. Verunsichern Sie ihn nicht mit einer Strafe, die Ihnen womöglich das Heranrufen verdirbt! Beginnen Sie aber am besten gleich im nächsten Moment mit energischen „Platz!“-Übungen! Werden Sie hierbei deutlich strenger als bisher.

 

Lauf !“

 

Nach dem Ablegen mit „Platz!“ ist „Lauf!“ das sehnlichst erwartete Zauberwort, das die Hunde zu neuen Aktivitäten weckt. Hier dürfen die Hunde auf dem Bürgersteig einer Wohn-Sackgasse bis zur nächsten Straßenecke laufen. Dort bleiben sie stehen, auch wenn auf der gegenüberliegenden Seite ein Hund geführt wird, und warten, bis sie von mir (mit dem Fahrrad auf der Fahrbahn) an eine Bordsteinkante gerufen und mit „über die Straße voran!“ oder – sicherer – bei Fuß über die Fahrbahn begleitet werden.

 

„Sitz!“        

 

Kurze Pause im Spiel. Während der nächste spielerische Angriff bei der Haltung mit abgelegten Vorderläufen und stehenden Hinterläufen unmittelbar bevorsteht, scheint sich der Welpe, der sich gesetzt hat, zu überlegen, was er als nächstes tun könnte.

 

So soll es immer sein, wenn wir „Sitz!“ sagen – in diesem Moment kam mein „Sitz!“ nachträglich und wurde sofort mit „Ja, fein!“ und Leckerli bestätigt. Wir helfen dann beim Finden der nächsten Aufgabe durch das nächste spielerisch gemeinte Kommando auch gerne ein wenig nach.

 

 

„Sitz!“ lernen

 

Im Gegensatz zum Befehl „Platz!“, der dem Hund eine Menge Geduld und Ausdauer abverlangen kann, wenn die Ablege-Übung auf über eine Stunde ausgedehnt wird, sitzen die Hunde nach „Sitz!“ regelrecht in den Startlöchern und erwarten das nächste Kommando. Während ich Platz-haltende Hunde nach Möglichkeit abhole, indem ich bis zu ihnen hin gehe und erst nach dem Loben und Belohnen die Zauberformel „Auf, auf!“ spreche, dient „Sitz!“ immer dem kurzfristigen Warten auf die nächste Aktion. Das ist schon deshalb zweckmäßig, weil Hunde wie Wölfe von Natur aus nicht lange sitzen. Entweder bewegen sie sich bald weiter, oder sie legen sich nieder.

 

Der Welpe lernt am schnellsten sich zu setzen, wenn Sie „Sitz!“ schon einige Male gesagt haben, während er sich ohnehin gerade setzte. Erregen Sie mit dem Wort „Sitz!“ seine Aufmerksamkeit und führen Sie ein Leckerli über seinen Kopf nach hinten. Er wird ihm mit seinen Blicken folgen und sich setzen, sobald die Kopfbewegung nach oben und hinten für sein Genick unangenehm werden würde. Loben Sie ihn. Ein Leckerli und „Auf, auf!“ kann diese Übung abschließen. Haben Sie diese Übung mehrmals wiederholt, sagen Sie dem Hund „Sitz!“, wenn er gerade neben Ihnen in der Küche steht. Sobald er sich setzt, loben und belohnen Sie ihn. Versteht er Sie nicht, helfen Sie wieder nach, entweder wie gehabt mit dem Leckerli oder indem Sie ihn sanft in die gewünschte Position drücken. Loben und belohnen Sie ihn dann wieder, bevor Sie ihn aufstehen lassen. Verbinden Sie mit „Sitz!“ eine charakteristische Handbewegung. Ich habe immer den erhobenen Zeigefinger gezeigt, den ich dann nach unten gewendet habe. Wenn der größere Hund später Kombinationsübengen lernt, in denen „Sitz!“ ein Bestandteil ist, wie beim Apportieren vor „Aus!“, genügt bald diese Handbewegung zur Erinnerung, denn Sie wollen ja nicht ständig alle Kommandos sagen müssen. Wenn meine erwachsenen Hunde von mir ein Stöckchen geworfen bekommen, ist ihnen die Aufgabe einschließlich sich Setzen und in die Hand Ausgeben längst ohne Fingerzeig oder Befehl klar.

 

„Sitz!“ sage ich auf Spaziergängen noch heute oft, nachdem ich meine Hunde zu mir gerufen habe, sei es, um mit ihnen ein wildes Spiel zu beginnen, sie von etwas interessantem abzulenken oder um sie nach entsprechendem Lob unauffällig anzuleinen. „Sitz!“ sage ich, wenn ich mit ihnen „Laut!“ üben möchte oder wenn ich sie nach einer Galoppstrecke mit Fahrradbegleitung oder nach Zugarbeiten belohnen möchte. „Sitz!“ ist gut nach „Hier!“, wenn sich meine Hunde vor mir versammeln und dafür ohne sich zu streiten belohnt werden sollen.

 

An der Leine nicht zerren        

 

Die Unart, an der Leine zu zerren, sollten Hunde bereits im Welpenalter abgelegt haben, bevor es zur Gewohnheit wird  oder ihre Kraft genügt, jemanden umzureißen. Ich habe meine Hundebabys, sobald sie munter nach vorne zogen mit einem leisen „Hier!“ kurz angesprochen. Wendeten sie sich nicht augenblicklich zu mir um, wurden sie mit einem kurzen kräftigen Ruck zurückgeholt. Ältere Hunde damit zu beeindrucken kostet viel Kraft. Leint man den Hund erst an, wenn er ohnehin schon sehr müde ist, wird er nicht ziehen. So wird er gelobt und nach einem erfolgreichen „Hier!“ oder „Komm!“ belohnt. Ein positiver Seiteneffekt ist, dass die Hunde dabei auch das „Hier!“ oder „Komm!“ üben.

Bedenkt bitte das der Altdeutsche bis zu 50 kg wiegen kann wenn die dann anziehen hast

du verloren.

 

 

 

„Fuß!“ trainieren

 

Ein Befehl, den ich sehr ernst übe, ist „Fuß!“. Ich habe meine Welpen erst nach dem Zahnwechsel, also mit etwa einem halben Jahr, mit diesem Befehl systematisch konfrontiert. Der Hund soll auf das Kommando „Fuß!“ mit seiner Schulter unmittelbar neben dem linken Bein „seines“ Menschen bleiben. Ganz zu Anfang lockt man den Welpen zu Hause, im Garten oder unterwegs in Ablenkungsfreier Umgebung mit Spielzeug oder Leckerli an seine Seite, nennt das dann „Fuß!“ und belohnt den Hund. Ich schlage zur Verstärkung des Befehls mit der linken Hand auf meinen linken Oberschenkel und halte mit der Rechten ein Leckerli lockend schräg davor. Man kann das Leckerli auch in der linken Hand halten und den Hund mit seiner Schnauze regelrecht in die Hand hineintreiben lassen, bevor man ihm das Leckerli überlässt. Bei besonders gierigen Hunden besteht dabei jedoch Verletzungsgefahr für die Hand!

Das ist für den Anfang auf dem eingezäunten Übungsplatz sicher praktikabel, in der Öffentlichkeit dagegen nicht. Wenn ich unterwegs bin und keine Leckerlis bei habe, halte ich den Hund zu „Fuß!“ angeleint so kurz, dass er nur neben mir gehen kann. Junge Hunde wollen sich stärker bewegen und beginnen nach vorne zu ziehen oder seitlich zu entwischen. Sie tun dies auch dann, wenn sie sich an der langen Leine das Ziehen bereits abgewöhnen ließen. Je nach Ablenkung ist auch das gezeigte Spielzeug nicht Grund genug, in der bei-Fuß-Position zu bleiben. Ich lasse den Hund erst einige cm vor, ziehe ihn dann aber ruckartig in die bei-Fuß-Position zurück, sofern er ein normales, feststehendes, breites Halsband trägt. „Fuß!“ ertönt das Kommando dann ruhig aber mit tief gestellter Stimme. Ist der Hund in der gewünschten Position, darf er belohnt werden. Für Belana war es das Größte, wenn sie dann in die Beißwurst beißen und kurz Tauziehen spielen durfte. Das kann so eine ganze Weile gehen, ohne dass der Hund den Ruck so unangenehm findet, dass er deswegen das Ziehen ließe.

 

Ich halte nichts von Stachelhalsbändern. Muss man dem Hund gegenüber deutlicher werden, kann man das auch mit einem Griff in die Mähne oder mit einem leichten Tritt mit dem rechten Fuß gegen den Bug des Hundes tun. Das Abstoppen des nach vorne preschenden Hundes ist das Ziel. Es wird ihn zudem stärker überraschen als ein noch stärkeres Rucken am Halsband. Meine Hunde lernten sehr schnell dieses Abstoppen als Hinweis auf ihre Vorpreschgrenze einzuordnen. Die Stärke der Maßnahme richtet sich auch hier nach der Wirkungsschwelle des Hundes. Während meine liebe Gladess sehr schnell ordentlich bei Fuß ging und auch später nur sehr selten mit einem leichten Abstoppen korrigiert werden musste, war Aron als Junghund viel härter im Nehmen und so wurde er mitunter recht deutlich zurückgedeut und ausnahmsweise auch mal mit einem „Nein!“ auf den Rücken geworfen und mit der Kehle am Boden fixiert, bevor er sich auch an Rüden, die ihn anknurrten, bei Fuß vorbeiführen ließ.

 

Es mag mit seiner Männlichkeit und einem Mehr an Mut zusammenhängen, dass er, vor allem an der Leine oder bei Fuß, auf solche Provokationen mit Angriffslust reagiert. Freundliche Hunde provoziert oder attackiert er niemals. Er erwartet jedoch einen gewissen Respekt. Immerhin hatte ich ihn mit gerade einem Jahr soweit, dass er auch frei bei Fuß blieb, wenn er einem Provokateur begegnete. Er hüpfte dann zwar noch wild an meinem Bein auf und nieder, machte sich dadurch möglichst groß – hatte sogar Stehohren zu diesem Anlass (sonst Kippohren) -, knurrte und bellte auch böse, verließ aber nicht die von mir verordnete bei-Fuß-Position. Viel seltener muss man einen Junghund korrigieren, der versucht, sich durch Zurückbleiben aus der bei-Fuß-Position zu stehlen. Auf die Idee sind meine Hunde auch alle vorübergehend gekommen, doch genügte in solchen Fällen das nach-Vorne-Ziehen oder -Locken, beim freien bei-Fuß-Gehen am Fahrrad, ein leichter Klaps mit der Reitgerte auf das Hinterteil. Hier zählt vor allem der Schreckeffekt. Der Hund merkt, er wurde beim Abweichen aus seiner bei-Fuß-Position erwischt. Das Ausbrechen zur Seite ist anfangs einfach dadaurch zu unterbinden, dass der Hund dicht an einer Mauer entlang geführt wird. Später muss auch hier das ruckartige Heranziehen genügen. Erst wenn der Hund an der Leine ordentlich bei Fuß geht, beginnt das freie bei-Fuß-Training.

 

„Fuß!“ ist ein Kommando, das ich heute noch täglich im Straßenverkehr oder bei Begegnungen mit unfreundlichen Hunden einsetze und dadurch weiter festige. Die Strecken, die so zurückgelegt werden, sind nur ausnahmsweise über einen km lang. Meist sind es einige 100 m oder weniger. Dann werden die Hunde mit „Voran!“ nach vorne entlassen.

 

„Stopp!“ üben        

 

„Stopp!“ wird an Bordsteinkanten hart trainiert und funktioniert dann auch schnell in anderem Gelände. „Stopp!“ wird an Bordsteinkanten nur anfangs gesagt. Später muss der Hund selbst wissen, dass er nicht ohne ausdrücklichen Befehl auf die Fahrbahn laufen darf. „Sitz!“ finde ich aus drei Gründen unpraktisch im Straßenverkehr:

 

1. Das Aufstehen macht vor allem den älteren Hund träger als nötig. Bei kurzen Grünphasen für Fußgänger stehen Sie so leicht zweimal vor der roten Ampel oder Sie behindern den Verkehr.

 

2. Bei nassem Wetter setzen sich meine zimperlichen Collies gar nicht gerne hin. Sie würden sich ja auch schmutziger machen als nötig.

 

3. Gewöhnt sich der Hund an, sich jedesmal zu setzen, wenn Sie stehen bleiben, ist er für Ausstellungen kaum noch geeignet. Im Ring muss er mit Ihnen zusammen stehen bleiben.

 

Kann der Hund mich sehen, hebe ich zu „Stopp!“ den rechten Arm senkrecht in die Höhe, um auch mit diesem wichtigen Befehl ein Sichtzeichen zu verbinden. „Stopp!“ sage ich, wenn ich mit den Hunden an der Wohnungstür ankomme, die ich noch aufschließen muss, wenn ich sie ableinen oder anleinen will und jedesmal, wenn ich sie aus anderen Gründen anhalte. „Stopp!“ ist immer gut auf Ausstellungen oder einfach für ein nettes Foto. Hierfür ist wichtig, dass der Hund mit diesem Kommando keine Angst verbindet, denn sonst wären seine Ohren unschön angelegt. Diesen Befehl verwende ich bei nassem, schmierigem Untergrund statt „Platz!“, weil meine Hunde sich, wie gesagt, nicht gerne nass machen. Voraussetzung dafür ist, dass die Situation nicht tatsächlich brenzlich ist, denn sonst ist „Platz!“ das im Gelände schärfer geübte Kommando. „Stopp!“ ist gut, um den Hund bequem zu kämmen, zu baden und wenn das Tier vor dem Tierarzt steht.

 

Das hier gezeigte Foto der damals fast einjährigen Gladess zeigt deutlich, wie langbeinig sie bei ausgesprochen kurzer Wirbelsäule ist. Auch Aron hat in einem Ausstellungs-Richterbericht ein „quadratisch“. Dabei sind die Verwandten meiner Tiere durchweg typisch Collie-proportioniert: etwas länger als hoch. Die geringfügigen Unterschiede im Körperbau resultieren aus dem Mehr an Bewegung, das ich meinen Hunden schon in der Welpenzeit gegönnt habe. Es ist erwiesen, dass Hunde, die sich in ihrer Entwicklungszeit sehr viel bewegen dürfen, der wölfischen Urform etwas ähnlicher werden. Damit verbunden sind sehr starke, lange Läufe und ein kurzer, kräftiger Rücken. Da mir die Gesundheit meiner Tiere wichtiger ist, als Ausstellungsehren, wird auch mein nächster Hund eine möglichst wölfische Form annehmen dürfen.

 

 

Der Befehl ist auch gut, wenn der Hund während einer Übung in die falsche Richtung läuft. Durch das Stoppen haben Sie wieder seine volle Aufmerksamkeit. Sie können ihm dann die richtige Richtung in aller Ruhe mit dem ausgestreckten Arm und Zeigefinger oder mit der Gerte zeigen. Ein Hund, der durch Fingerzeig zu positiven Momenten verholfen bekam, wird sich die Richtung gerne zeigen lassen. So helfe ich schon dem Welpen, durch dieses Richtungweisen und „dahin!“ oder „dorthin“ sagen etwas zu finden, was ihm Freude macht. Bei hütenden Hunden wird dieses Richtungweisen bis zur Perfektion geübt.

 

 

„Kehrt!“ ist ein Befehl, der eine 180°-Wendung bedeutet. „Kehrt!“ übe ich am Umkehrpunkt, wenn ich mit den Hunden bewusst einen Weg gewählt habe, den ich genauso wieder zurückgehen will, wie ich gekommen bin. Die Hunde sind in dem Moment vor mir, hören mein „Kehrt!“ und sehen mich auf dem Absatz kehrt machen und in Gegenrichtung loslaufen. „Kehrt!“ übe ich, wenn ich den Hunden Stöckchen oder Bällchen werfe in einem Moment, in dem ich nur so getan habe, als hätte ich geworfen. Die gestarteten Hunde machen kehrt und sehen mich in die andere Richtung werfen. „Kehrt!“ ist das Kommando, das meine Hunde nachgerufen bekommen, wenn sie an einem heißen Sommertag zu weit auf den See hinaus oder an ihrem Stöckchen vorbei schwimmen. „Kehrt!“ habe ich nur selten mit Leine geübt. Bei meinen Hunden funktioniert „Kehrt!“ sogar während der Kaninchenjagd, die dadurch abgebrochen werden kann. „Platz!“ ist im Ernstfall jedoch sicherer.

 

 

Wir haben jetzt an der Oberfläche der Hundeerziehung gekratzt.

Was könnte ich nicht noch alles schreiben was wir mit unserem Hund alles üben können aber den Rest lernt ihr ja dann sowieso in der Hundeschule.